ICE-Trasse sichert internationalen Fernverkehr für Bielefeld
von Rainer Engel | Deutschlandtakt wurde zum Vorteil für Bielefeld geändert - Vorteile nicht verspielen!
Sollen in Bielefeld künftig mehr internationale Züge halten und „Hamburg“, „Brüssel“ oder „Paris“ auf der Abfahrtstafel stehen? Bielefeld hat mit einer Neubaustrecke für den ICE-Verkehr viel zu gewinnen: Der Deutschlandtakt wurde zugunsten Bielefeld geändert. Hinter dem Deutschlandtakt stehen wissenschaftliche Erkenntnisse: viel mehr Pünktlichkeit als heute und kurze Fahrzeiten von Kopenhagen bis Paris. Eine längere Fahrzeit als 31 Minuten nach Hannover wurde schon vor fünf Jahren als ungeeignet verworfen.
Am 13. September (Ausschuss für Stadtentwicklung) und 14. September (Stadtrat) steht in Bielefeld eine Entscheidung darüber an, ob die Leineweberstadt sich für oder gegen zukunftsweisende Planungen der Bundesregierung für den Deutschlandtakt stellt. Hintergrund ist eine „Gemeinsame Erklärung“, die aus dem Kreis Herford kommt und einen anderen Deutschlandtakt will.
„Der Deutschlandtakt und seine Fahrzeiten sind wissenschaftlich begründet. Nach Prüfung der Alternativen wurde der Entwurf zugunsten von Bielefeld geändert, damit internationale Züge auch in Bielefeld halten können. Vor 5 Jahren hat sich die Bundesregierung für Hochgeschwindigkeitsverkehr mit 300 km/h entschieden, aber mit Zwischenhalt in Bielefeld. Das kann nicht ohne großen Schaden beliebig abgeändert werden.“ Darauf weist Rainer Engel aus Detmold hin, der die Interessen der Initiative Deutschlandtakt und des Fahrgastverbandes PRO BAHN vertritt. „Die Bundesregierung hat Fahrpläne mit einer Fahrzeit, die man sich in Herford wünscht, bereits im Jahr 2017 wissenschaftlich geprüft und verworfen. Nach diesen älteren Entwürfen sollten viele Fernzüge ohne Stopp in Bielefeld durchfahren. Außerdem hätten Fahrgäste auf Anschlüsse lange warten müssen“.
„Hinter dem Deutschlandtakt steht das Prinzip >So schnell wie nötig.<. Für die internationale Verbindung durch Bielefeld hat sich herausgestellt, dass es nötig ist, so schnell wie möglich zu fahren, um einen gescheiten Fahrplan zu bekommen. Kein Gutachter hat bisher nachweisen können, dass ein besserer Fahrplan möglich ist, der von Aachen bis Dresden passt.“
„Zudem schlägt jede Verspätung eines Fernzuges auf den Regionalverkehr unabänderlich durch, wenn weiter alle Züge durch Herford und Minden fahren müssen. Um noch mehr Fahrzeit herauszuholen, sollten viele Züge in Bielefeld ohne Halt durchfahren. Der Deutschlandtakt will das zugunsten von Bielefeld ändern, aber um das zu verstehen, muss man sich mit den wissenschaftlichen Grundlagen auseinandersetzen.“ Daran fehlt es in den meisten Stadträten in Ostwestfalen. Das ist kein Vorbild für eine Universitätsstadt“. Seit fünf Jahren informiert die Initiative Deutschlandtakt auf einer eigenen Internetseite über den vom ‚Deutschlandtakt vorgesehenen Ausbau der Bahnstrecke über Bielefeld und bietet Zugriff auf alle Fakten.
Beispielsweise sieht der Deutschlandtakt eine neue Schnellverbindung vor, die von Bielefeld nach Hamburg nur eineinhalb Stunden benötigen wird. „Die Vorteile, die hohe Investitionen rechtfertigen, sind viel größer als ein paar Minuten Fahrzeitgewinn nach Berlin und bisher nur Insidern bekannt“, erläutert Engel. „Davon wird nicht nur Bielefeld, sondern ganz Ostwestfalen-Lippe profitieren. Aber diese Vorteile werden nur kommen, wenn auf der Gesamtstrecke nach europäischen Maßstäben investiert wird, die für Frankreich, Italien und Spanien Standard sind.“
Aus guten Gründen haben sich die Industrie- und Handelskammern von Ostwestfalen und Lippe für einen zukunftsweisenden Ausbaustandard der Bahnstrecke durch Bielefeld ausgesprochen. Die Stadt Bielefeld sollte das genauso tun: „Bielefeld als Großstadt mit Universität und Stadtbahn hat grundlegend andere Interessen als Vlotho oder Bad Salzuflen, von wo die vorgelegte Resolution kommt. Wer an der Bielefelder Stadtbahn wohnt oder arbeitet, wer hier studiert oder forscht oder investiert, dem ist eine schnelle Bahnverbindung in alle Richtungen wichtig.“
Bedenken gegen den Bau einer Neubaustrecke bis Hannover hält Engel für überzogen. „Es wird in der Ortsmitte von Brake keine Bauarbeiten geben, wie es in einem veröffentlichen Vorschlag von „Schüßler Plan“ heißt. Dafür haben wir uns bereits erfolgreich eingesetzt. Sämtliche Gegengutachten haben wir geprüft und müssen ihnen ein vernichtendes Zeugnis ausstellen. In solchen Papieren finden wir neben gravierenden Fehlern Vorschläge wie einen Intercity mit drei Stunden Fahrzeit nach Hamburg oder die Behauptung, dass Stahl künftig noch mit Kohle erzeugt wird“, so Engel. „Und nutzlos für die Region ist eine Neubaustrecke auch nicht, weitere Vorteile, beispielsweise durch schnelle Expressverbindungen mit Zwischenhalten zum Tarif des Deutschlandtickets“, so Engel. „Es gibt schon entsprechende Vorschläge, sie werden auch von der Bundesregierung und der Deutschen Bahn befürwortet und berücksichtigt. Nach den Ideen aus Herford sollen Regionalzüge auch künftig an die Seite fahren, um die internationalen Züge durchzulassen.“
Den Vorwurf, die bisherige Beteiligung der Öffentlichkeit an der Projektplanung sei intransparent, kann Engel nicht nachvollziehen. „Allerdings ist der Versuch einiger Gruppierungen gescheitert, der Deutschen Bahn ihren Willen und ihren Fahrplan aufzuzwingen“, berichtet Engel. „Fahrpläne sind aber technische Regelwerke, die man nicht nach Gutdünken ändern kann. Bürgerinitiativen und Politiker sind nicht die besseren Bahnplaner.“
Kommentare