Fahrgastverband sieht Almetalbahn Paderborn-Büren-Brilon positiv

von Michael Hecker | Größte Lücke im Schienennetz Westfalens muss geschlossen werden

Der Fahrgastverband PRO BAHN sieht die Reaktivierung der Bahnlinie von Paderborn über Büren nach Brilon als notwendigen Lückenschluss im westfälischen Schienennetz. Daher stehen der PRO BAHN Landesverband Nordrhein-Westfalen und der Regionalverband Ostwestfalen-Lippe hinter dem Projekt und erwarten, dass der Kreis Paderborn und die Anliegergemeinden im Bemühen um die Reaktivierung nicht nachlassen. Denn zwischen Ostwestfalen Lippe und dem Hochsauerland klafft die größte Lücke im Schienennetz in ganz Westfalen. Am 4. März wird der Fahrgastverband PRO BAHN in Büren Chancen und Zusammenhänge erläutern.

„Wer nicht nur von der Belebung des ländlichen Raums schwatzt, sondern es ernst damit meint, muss die Reaktivierung der Bahnlinie von Paderborn bis Brilon unter einem besonderen Gesichtspunkt sehen“, sagt Rainer Engel, Referent für Verbraucherschutz und Deutschland-Takt des PRO BAHN Landesverbandes Nordrhein-Westfalen. „Das Land Hessen hat mit der Reaktivierung der anschließenden Bahnlinie von Brilon nach Marburg nach Jahren des Stillstandes bereits ein Zeichen für den ländlichen Raum und die Wiederherstellung der überregionalen Verbindung gesetzt. In Nordrhein-Westfalen muss erkannt werden, das die Bahnlinie im besonderen Landesinteresse liegt.“

„Der Lückenschluss zwischen Ostwestfalen-Lippe und dem Hochsauerland ist strukturell genauso wichtig wie der Rhein-Ruhr-Express, der seit kurzer Zeit jede Stunde nach Paderborn kommt und bald stündlich bis Kassel durchfahren soll,“ erklärt Engel. „Um den Rhein-Ruhr-Express hat der Fahrgastverband PRO BAHN zwei Jahrzehnte gekämpft – mit Erfolg. Auch ein Reaktivierungsprojekt erfordert so viel Durchhaltevermögen.“

Erfolgreich sind Reaktivierungsprojekte vor allem dann, wenn Kreise und Anliegergemeinden sich aktiv engagieren. „Forderungen genügen dafür allein nicht“, so Engel. „Schon jetzt kann jede Kommune darüber nachdenken, welche Bahnübergänge geschlossen oder umgestaltet werden können, um Kosten zu senken, welche Flächen an neuen Haltepunkten gesichert werden müssen, um dort Abstellplätze für Fahrräder und Autos zu schaffen, und wie der Busverkehr umgestaltet werden könnte. Nur so kann man Politiker im fernen Düsseldorf davon überzeugen, dass die besondere Förderung sinnvoll ist. Wir haben es mit einem Verteilungskampf zu tun, denn Reaktivierungsprojekte schießen landesweit wie Pilze aus dem Boden. “

Die Besonderheit der Bahnlinie zwischen Paderborn und Büren ist, dass zwar die Schienen als Schrott verkauft worden sind, aber rechtlich das Gleisbett nach wie vor als Eisenbahn gilt. „In diesem Ausmaß ist das bundesweit ein einmaliger Fall. Wer genau hinschaut, sieht auch, dass die Schienen an den meisten Bahnübergängen noch liegen. Wie das rechtlich einzuordnen ist, müssen die Juristen klären, aber auch die Politiker, die seit kurzem für mehr Schienenverkehr eintreten. Gut gestaltete Bahnübergänge sind letztlich weitaus weniger gefährlich als jede Ortsdurchfahrt einer Landstraße“ so Engel.

Machbarkeitsstudien ergeben nach Erfahrung der Fahrgastvertreter meistens das Ergebnis, welches der Auftraggeber haben möchte. „Dafür gibt es reichlich Einfallstore für Einschätzungen und Bewertungen, die das Ergebnis beeinflussen“, weiß Engel. „Jedes Gutachten muss bis ins Detail geprüft werden, und erst dann lässt sich sagen, an welchen Stellen die Region die Voraussetzungen für eine bessere Bewertung selbst schaffen kann. Außerdem sind die Bewertungsmethoden nicht wissenschaftlich anerkannt, sondern politisch motiviert. Im Rahmen des Deutschland-Takts wird bereits intensiv über neue Bewertungskriterien nachgedacht. Das kann gravierende Auswirkungen nicht nur auf Großprojekte haben, sondern auch auf regionale Projekte mit überregionaler Bedeutung wie die Almetalbahn.“

Eine Region wie der Altkreis Büren ist nach Auffassung von PRO BAHN mehr als je zuvor auf eine Bahnlinie angewiesen. „In den großen Städten, auch in Paderborn, wird der Wohnraum knapp, und um den knappen Straßenraum beginnt ein erbitterter Kampf zwischen Radfahrern, Fußgängern und Autofahrern. Es wird künftig immer schwerer und teurer werden, mit dem eigenen Auto bis in die Stadtzentren zu gelangen. Und um den Standort Büren für Arztpraxen und andere qualifizierte Dienstleistungen attraktiv zu erhalten, wird ein Bahnhof mit einer weiträumigen Anbindung immer wichtiger, “ so Engel. „Eine moderne Eisenbahn ist schnell und leise mit elektrischem Antrieb, der aus Batterien oder Wasserstoff gespeist wird, und daher ein Zeichen, dass in der Region die Uhr nicht stehengeblieben ist, “, schließt Engel.

Am 4. März wird Rainer Wester als Vertreter des Fahrgastverbandes PRO BAHN im Rahmen einer Bürgerinformation „Realisierungschancen für die Almetalbahn“ die Sicht der Fahrgastvertreter erläutern. Beginn um 18 Uhr im Bürgersaal Büren an der Burgstraße.


Kommentare

Kommentar von Jürgen Kugel |

Werte Pro-Bahn-Aktivisten, die Strecke Brilon - Paderborn krankte von Beginn an schon an der dünnen Besiedlung und des geringen Verkehrsbedarfs zwischen Brilon (Stadt) und Büren (auch hinsichtlich des Güteraufkommens, das von Thülen Richtung Brilon abgefahren wird), was sich aktuell auch in der bloß zweistündlichen Schnellbusverbindung ausdrückt. Betrieblich wäre eine Wiederaufnahme Paderborn - Büren als Streckenast einer bislang in Paderborn von Osten/Norden her endenden Linie sinnvoll. Die Verlängerung bis Brilon und weiter Brilon Wald würde nur Sinn machen, wenn ein Reisezielmagnet, z. B. Flughafentransfer, generiert werden könnte, der z. B. für Flugreisende Paderborn/Lippstadt eine attraktive Alternative zur PKW-Anreise bieten könnte. Dies würde aber eine zeitlich attraktive und möglichst umsteigefreie Verbindung in Richtung Ruhrgebiet und Hessen via Brilon nach Marburg und Hagen/Dortmund erfordern. Bei rein regionaler Bedeutung würde vsl. eine Verlängerung der Linie Marburg- Korbach - Brilon Stadt mit einem Solotriebwagen bis nach Paderborn das Äußerste der vertretbaren Aufwendungen sein. Ohne einen Kostenträger im Güterverkehr dürfte eine Revision des Raubbaus der insolventen Karsdorfer Eisenbahn an den Gleisen jedoch kaum tragbar sein.
Herzliche Grüße aus Wetter (Ruhr)


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