Umsetzung der Clean Vehicles Directive

von Axel Sindram | Die Entscheidung der WSW für Brennstoffzellenbusse erschwert die Erfüllung der EU-Richtlinie

Die Clean Vehicles Directive (CVD) verfolgt das klimapolitisch richtige Ziel, die ÖPNV-Busflotten in den kommenden Jahren weitestgehend auf emissionsfreie Antriebe umzustellen.

https://www.bmvi.de/SharedDocs/DE/Artikel/G/clean-vehicles-directive.html

Sie gibt bei Neubeschaffungen vor, wie viele Fahrzeuge einen konventionellen, sauberen bzw. emissionsfreien Antrieb haben. Der Anteil von Omnibussen, die mit Dieselkraftstoff betrieben werden, wird dabei stetig reduziert.

Nach Inkrafttreten der CVD zum 2. August 2021 bis Ende 2025 dürfen bundesweit nur noch 55 % der Neubeschaffungen Dieselbusse sein. Mindestens 45 Prozent der insgesamt in diesem Zeitraum im Rahmen neu vergebener Beförderungsaufträge beschafften bzw. eingesetzten Fahrzeuge müssen der Definition „sauber“ entsprechen, die Hälfte davon (mind. 22,5 Prozent) hat „emissionsfrei“ zu sein. Ab 2026 bis Ende 2030 erhöhen sich diese Quoten auf 65 Prozent (bzw. 32,5 Prozent).

Dies bedeutet jedoch nicht, dass alle Regionen und Verkehrsunternehmen gleichermaßen von diesen Quoten betroffen sind. Bei der Umsetzung sollen die unterschiedlichen wirtschaftlichen Möglichkeiten der Busunternehmen und der Kommunen berücksichtigt und diese nicht überfordert werden. Ziel ist es, dass die Technologien je nach spezifischem Einsatzfeld und Betriebsprogramm dort eingesetzt werden, wo sie besonders effizient sind und in hohem Maße zur CO2-Reduzierung beitragen. Für die Umsetzung der EU-Richtlinie verfolgt das Bundesverkehrsministerium deshalb auf Vorschlag des VDV eine nationale Beschaffungsquote für die Branche – und keine individuelle für jede Beschaffung bzw. jedes Unternehmen. [1]

Die WSW Mobil GmbH sind wie alle öffentlichen Verkehrsunternehmen gemäß § 3 des Gesetzes über die Beschaffung sauberer Straßenfahrzeuge in Verbindung mit §§ 102 Abs. 4, 99 Nr. 2 und 100 Abs. 1 Nr.2 Buchst. a und b GWB Sektorenauftraggeber und damit verpflichtet, sich an der künftigen Erfüllung dieser nationalen Quote zu beteiligen. Dabei werden innerhalb der Gemeinschaft der Verkehrsunternehmen vsl. die größeren Betriebe eine höhere Beschaffungsquote erfüllen müssen, da sie bei der Beschaffung von Fahrzeugen und Versorgungsinfrastruktur über größere Stückzahlen günstigere Preise erzielen können als kleinere Unternehmen. Der WSW Busbetrieb mit seinen rd. 300 Fahrzeugen dürfte dabei eindeutig zu den größeren Betrieben gehören.

Mit den 20 H2- Bussen Van Hool A330 FC und Solaris Urbino 12 hydrogen sind bereits emissionsfreie Fahrzeuge vorhanden, https://www.wsw-online.de/wsw-mobil/mehr-service/aktuelles/wasserstoffbusse/ die aber gerade einmal 7% des Fahrzeugbestandes ausmachen. Zudem dürften sie nicht einmal auf die CVD-Quote für 2021 angerechnet werden, da sie vor Inkrafttreten des Gesetzes beschafft wurden.

Es stellt sich damit die Frage, wie die WSW künftig zumindest den bundesweiten Durchschnittswert bei der Beschaffung sauberer und emissionsfreier Fahrzeuge erfüllen können.

Bei einem mittleren jährlichen Neukauf der WSW von 20 Bussen wären zu den beiden Stichtagen 31.12.2025 und 31.12.2030 jeweils 100 Neufahrzeuge zu beschaffen, wovon in dem 1.Zeitraum jeweils 22 – 23 Busse und im 2.Zeitraum jeweils 32- 33 Busse emissionsfrei und noch einmal die gleiche Anzahl mindestens „sauber“ sein müssten. In 9 Jahren könnten damit etwa 55 zusätzliche emissionsfreie Busse auf der Straße sein. Vsl. würde aber von den WSW eine deutlich höhere Quote gefordert!

Eine weitere Vergrößerung der H2-Busflotte überfordert jedoch die Leistungsfähigkeit des AWG-Hydrolyseurs, der  maximal 30 Standardbusse versorgen kann. Im Gegensatz zu den Kapazitäten des Kooperationspartners RVK (Regionalverkehr Köln) stehen den WSW absehbar keine weiteren Wasserstoff-Bezugsquellen zur Verfügung. Sollten künftig zusätzliche H2-Mengen angeboten werden, würden diese sicherlich von anderen Anwendungen (Luftverkehr, Stahlerzeugung…) beansprucht, für die keine Alternative zur Verfügung steht. Ein emissionsfreier Betrieb im notwendigen Umfang ist also für die WSW mit der H2 -Technik keinesfalls möglich. Der Betrieb kann nicht über den Umfang von 30 Fahrzeugen. hinaus ausgeweitet werden.

Zur Erfüllung der CVD ist daher ein zusätzliches oder auch alternatives Elektrobussystem erforderlich. Angesichts der aktuellen Probleme bei dem Einsatz von Batteriebussen in topographisch schwierigen Bedienungsgebieten käme u.E. vorzugsweise ein Batterie- Obus-System wie in Solingen in Frage. Dieses ist auch unter Berücksichtigung der Zusatzkosten für eine Fahrleitungsanlage preislich absolut konkurrenzfähig und erfüllt im Endausbau sogar eine 100%-Quote bei der Emissionsfreiheit. Für die Stadtwerke Solingen bedeutet daher die Erfüllung der CVD kein Problem.

https://www.bob-solingen.de/

Die Stadtwerke Remscheid begnügen sich einstweilen mit der Beschaffung von "sauberen Fahrzeugen“ (Mild Hybrid) .

mercedes-benz-bus.mild hybrid

Wir empfehlen daher, evtl. in Ergänzung des aktuell zu erarbeitenden  Nahverkehrsplans -  einen Prüfauftrag zur Einführung eines Batterie-Obus-Systems für Wuppertal zu erteilen. Entsprechend den CVD-Vorgaben müsste das System gemeinsam mit der H2-Busflotte ca. 67% der Verkehrsleistung zum Stichtag 31.12. 2030 abdecken.

 

[1] https://www.vdv.de/umsetzung-cvd.aspx


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